Projekt: Umbau einer BMW M1 - Karosserie






Das Ausgangsfahrzeug

BMW M1 in Werkslackierung mit kaputtem Frontspoiler hatte ich genug (warum passiert das den schwarzen bei mir nie?). Dieser hier sollte ein Einzelstück werden.

Der Beginn

Es begann mit der Komplettdemontage. Das Chassis kommt zur Seite. Aus der Karosserie werden sämtliche Anbauteile gelöst. Mit einem scharfen Messer kratze ich die Rückseiten von Klebeverbindungen auf. Alle Anbauteile werden gereinigt und ebenfalls zur Seite gelegt.

Die neue Form

Die nackte Karosserie reinige ich mit warmem Wasser, Spüli und weicher Zahnbürste. Sie ist nun vorbereitet für den endgültigen Schnitt...den Punkt ohne Wiederkehr.
Das Dach kommt ab. Ich bevorzuge hierfür die ganz kleine Proxxon mit Trennscheibe. Dremel ist mir zu unhandlich, Handsäge zu doof.
Lasst lieber etwas zu viel Reste am Auto, als zu tief zu schneiden. Die Schnittstellen schleife ich mit Schlüsselfeile und Schleifpapier bei. An der Windschutzscheibe schon sehr sorgfältig, an der Ex-C-Säule nur grob vorerst.
Bei meinem ersten Umbau (GTO-Capri, zu sehen in der Galeriesektion) habe ich nur das Dach abgetrennt und die entstandene Riesenöffnung so gelassen. Dieser Wagen sollte besser werden. Nach vielen Experimenten mit Glasfasermatten und Kunstharz habe ich mich jetzt für Pattex Klebe Knete (gibt es in jeder Kaufhausheimwerkerabteilung) entschieden, um die Heckabdeckung neu zu gestalten.
Das Zweikomponenten-Zeugs kommt als Zylinder - innen eine weisse, aussen eine blaue Masse. Davon schneidet man eine Scheibe ab und wenn man alles bereit stehen hat, knetet man die Masse zügig, kräftig und vor allem gründlich durch. Ab sofort beginnt sie abzubinden und die Uhr läuft, es bleiben keine zehn Minuten zur Verarbeitung.
Ich formte eine ca. 4 mm dicke Scheibe, drückte sie von unten in die klaffende Karosserie vor der Heckhaube, bis sie von unten satt an den Kanten pappte und darüber quoll. Das Überquellende wiederum verstrich ich von oben auf den Kanten, so daß diese eingeschlossen waren zwischen Klebemasse. Grob lässt sich die gewünschte Form vormodellieren.
Einen kleinen Rest benutzte ich, um die Lücke im Frontspoiler zu schliessen.
Nach ca. 1 Stunde kann man noch etwas die Wölbung der neuen Heckabdeckung richten. Prima lässt sich auch bereits überschüssige Knete mit einem scharfen Messer wegschneiden.
Nach ein paar weiteren Stunden, besser am nächsten Tag, beginnt die mühselige Arbeit, die endgültige Form heraus zu arbeiten. Mit dem Messer kann man schnitzen, mit Feilen und Schmirgelpapier Masse abtragen. Vor allem ist Schmirgelpapier mein Lieblingswerkzeug, das mir das beste Gefühl für Form und Material vermittelt.
Ein sauberer Übergang von alt zu neu ist natürlich mit am wichtigsten. Und Symmetrie.
Ich bearbeite alle Seiten immer wieder abwechselnd, meist auch am Kunststoff entlang schmirgelnd, um einen harmonischen Übergang der Konturen zu erreichen. Bei diesem Wagen entschied ich mich, die Spoilerlippe hinten zu entfernen.
Mir ist allerdings kein echt nahtloser Übergang zur neuen Masse gelungen, sie liess sich nicht dünn genug schleifen. Das beste Messinstrument für den Formerfolg sind übrigens die Fingerkuppen, sie sind erbarmungslos. Was sonst schon glatt aussieht, fühlt sich noch lange nicht so an. Sichtbar werden diese Fehler erst, wenn glänzender Lack reflektiert.
Da ich sowieso die eine oder andere Delle übrig hatte und nicht noch dünner werden wollte, musste eh gespachtelt werden.
Dazu kann man Karosseriefeinspachtel (meist Zweikomponentenspachtel) aus dem KFZ - Bedarf nehmen oder so wie ich fertigen Feinspachtel aus der Tube (Brillux Kunstharzspachtel weiss 1022), den ich zufällig da hatte und nun sehr angenehm finde.
Zum Auftragen habe ich mir für ein paar Cent den blauen Gummispachtel gekauft. Vorher benutzte ich ein Stück dünnen Kartons, das ging fast genauso gut. Macht die Spachtelschicht ruhig etwas zu dick, denn beim Trocknen schrumpft sie etwas und fleissig schleifen müsst ihr sowieso nochmal.
Ich habe es vorweg genommen: Der Spachtel muss jetzt wieder trocknen. Mindestens einen Tag, besser zwei.
Nun wieder schmirgeln, schleifen, feilen. Ich musste dann nochmal Spachteln, weil ich erstens nicht direkt sorgfältig genug war und zweitens manche nicht optimale Stelle jetzt erst sichtbar wurde.
Für letzte Feinheiten habe ich aus dem Modellbauladen MrSurfacer 1200 (die Zahl entspricht dem Feinheitsgrad von Schleifpapier).
Das ist sozusagen gleichzeitig Grundierung und Feinstspachtel, der mit dem Pinsel aufgetragen wird.
Der Vorteil ist vor allem, dass man nach dem Trocknen mit sehr feinem Schleifpapier (ich nehme das Schleifpad) rübergehen kann und wegen des Farbunterschiedes weitere leichte Unebenheiten finden und beseitigen kann, die das Auge vorher nicht fand.
Die Ausbesserungsarbeiten an der Frontschürze Laufen vollkommen analog dazu.

Karosserieanpassung und Tieferlegung

Grundsätzlich ist mir der M1 zu hochbeinig. Deswegen nehme ich mir ein Chassis, setze es unter die Karosserie und schätze ab, wieviel Platz nach oben verbleibt. Entscheidend ist der Platz zwischen Radoberkante und Radkasten. Meist kann man hinten ca.zwei Millimeter wegnehmen und vorne einen.
Ich kürze mit der Proxxon hinten und vorne entsprechend die Karosseriehalterungen und teste wieder.
Dazu muss natürlich das Zwischenstück vorne immer wieder reingeschraubt werden.
Habe ich die richtige Höhe, muss ich höchstwahrscheinlich die Radausschnitte entsprechend vergrößern. Das ist bei meinen M1 sogar fast immer auch im Normalzustand nötig, wenn ich nicht nur dünnst Reifen verwenden will.
Die Reihenfolge ist auch hier wieder: Grobarbeit mit Proxxon, Anprobe, Korrektur mit Proxxon, Anprobe, ... , Feinarbeit mit um den Finger gewickeltem Schleifpapier.
So schneide ich mir auch den ursprünglichen Glaseinsatz als Windschutzscheibe zurecht. Um den Fahrer muss ich mich erst noch kümmern. Den habe ich da vergessen, obwohl es der richtigere Zeitpunkt gewesen wäre.

Lackieren

Bevor ich irgendwas bunt machen kann, muss ich die Karosserie mit feinstem Papier leicht anschleifen und penibel von sämtlichem Dreck befreien, damit der Lack ordentlich haftet und keine Staubeinschlüsse bekommt.
Ich spüle sie wieder gründlich ab und reinige sie dann noch mit einem weichen Lappen und Waschbenzin.
Einfarbiges Lackieren geht natürlich auch mit der Sprühdose. Für den von mir gewünschten Verlauf brauche ich schon eine einfache Spritzpistole, wie sie für 30 Euro zu haben ist.
Als Lackierkabine habe ich mir einen großen Karton zurechtgeschnitten und -geklebt. Der Raum soll sauber, warm, gut belüftet und hell sein. Ich befeuchte die Umgebung und das Kartoninnere mit der Spritzdüse eines Dampfbügeleisens, damit Staub gebunden wird.
Um den Halteständer "Dritte Hand" stülpe ich eine Plastiktüte und klemme die Karosserie an der hinteren Halterung fest.
Die Spritzpistole schliesse ich an die Druckluft an und puste ein letztes mal im Nachbarraum die Karosserie ab, die jetzt in die Kabine kommt. Alles, was ich hier jetzt beschrieb, machte ich zweimal, da ich im ersten Versuch den Wagen nur rot lackierte, um zu sehen, daß das langweilig aussieht.
Ansonsten verzichte ich auf jegliche Grundierung. Mein Bastelladenmann macht sowas professionell und versicherte mir, dass Grundieren unnötig sei. Der Lack deckt und haftet auch so gut, wenn der Untergrund sorgfältig vorbereitet wurde.
Um den Farbverlauf zu bekommen, muss ich die beiden Endfarben haben und auch Zwischenstufen lackieren.
Ich entschied mich für insgesamt vier Stufen von gelb bis rotorange. Ach ja, ich arbeite immer mit wassergelösten Acrylfarben von Gunze. Sie wurden mir viel empfohlen, machen mich zufrieden und ich habe keine andere getestet.
Für den Beginn nehme ich ein zu etwa einem Viertel gefülltes Glas mit gelbem Lack. Kräftig schütteln, gut umrühren, an die Pistole schrauben und Front inklusive Motorhaube lackieren. Ich habe dabei einen Abstand von irgendwo von 10 cm bis 15 cm.
Probiert vorher immer z.B. am Karton aus, ob Luftdruck und Düse richtig eingestellt sind.
In einem Durchgang ziehe ich die Pistole von ausserhalb links bis ausserhalb rechts und zwar möglichst so, dass der Lack gleich in der richtigen Menge aufgetragen ist. Die Bewegungsgeschwindigkeit und somit die Lackmenge sind dann richtig, wenn sich der Lack direkt hinter dem Sprühstrahl zu einer glatten Fläche zusammen zieht.
Gute Beleuchtung ist also enorm wichtig. Folgt mit dem Strahl in konstanter Entfernung gut den Konturen des Wagens.
Nun ist das vordere Drittel bis vordere Hälfte des Wagens gelb. Ich nehme den Farbtopf ab, mische etwas rot hinein und rühre wieder gut um.
Jetzt nehme ich in die linke Hand steifes Papier - z.B. einen Briefumschlag - als Lackiermaske, die ich nahe da an die Karosserie halte, wo der erste Farbübergang hinkommen soll. Das begrenzt den Farbnebel, der auf die gelbe Fläche trifft.
So lackiere ich den Wagen von Mitte Motorhaube bis Mitte Fahrereinsatzöffnung oder etwas weiter.
Genauso lackiere ich ein dunkleres Orange und dann das Orangerot jeweils die Vorfarben etwas überlappend.
Nun kann ich das Spritzbesteck reinigen und lange warten. Vor allem in den ersten Minuten darf nur ja keine winzigste Fussel auf den Lack kommen.
So sah mein Ergebnis dann nach dem Trocknen aus:


Eigentlich sehr schön; man sieht aber, dass die Farbe nicht überall richtig in die Rillen eingedrungen ist. Vielleicht Farbe nicht flüssig genug oder was weiss ich. Das lerne ich schon noch.

Dekoration

Eine Woche später erst nahm ich die Karosse wieder in die Hand.

Vor mir habe ich ein weiches Tuch als Unterlage ausgebreitet und mein Werkzeug bereit gelegt. Mit viel Geduld werden Scheibenrahmen und andere Details verchromt.
Ich nehme hierfür sogenannte Bare metal Foil. Ein Bogen davon kostet knapp 10 Euro und reicht eine Ewigkeit. Mit einem scharfen Messer - ich habe mir dafür inzwischen extra ein ordentlich hochwertiges gekauft, bei dem die Klinge besser geführt bzw. eingeklemmt wird - schneidet man sich auf dem Trägerpapier einen Streifen ab (das Eigengewicht reicht zum Schneiden), löst ihn vorsichtig und bringt ihn mit Pinzette,Zahnstocher und Fingerspitzen so an, dass seine Kante möglichst schon der gewünschten Kante entspricht.
Das gelingt mir exakter, als nachträgliches Schneiden, vor allem wenn keine Karosseriekante beim Schneiden als Klöingenführung dienen kann.
Beachtet auch, dass die Folie von einer Seite beschichtet ist. Vorsichtig drücke ich die Folie langsam an den Konturen entlang an. Oft ist beim Umlegen um Kanten ein kleiner Schnitt nötig, damit sie nicht unkontrolliert einreisst. In Maßen ist sie dehnbar und hält später sogar besser, wenn sie etwas unter Spannung steht.
Liegt sie gut auf und an, glätte ich die Kanten und poliere ich die Oberfläche mit einem Wattestäbchen.
Achtung, gerade an heiklen Stellen kann man sich sein Werk damit leicht wieder ruinieren.
Viel Geduld ist bei dieser Arbeit nötig. Ich brauche für die Fensterrahmenverchromung alleine schon etwa zwei Stunden (mit Rauchpausen zur Finger- und Nervenberuhigung)!
Nach einem Tag soll sich die Folie gut mit dem Untergrund verbunden haben. Ihr werdet sie nicht mehr entfernen können. Da hilft laut Bastelexperten auch kein Lösungsmittel. Häöchstens Schleifpapier. In der Praxis stimmt das so halb. Sie bleibt vor allem an den Kanten etwas unstabil. Unwichtig, wenn danach Klarlack rüber kommt, aber sehr wichtig, wenn man z.B. metallenes erneut mit Abklebeband bedeckt.
Den Kühlergrill habe ich erst schwarz lackiert und dann die Niere verchromt.
Heute teste ich zum ersten Mal, die Lichteinsätze schon vor dem Klarlackieren anzubringen. Ob das empfehlenswert ist, kann ich Euch dann später sagen.
Ich habe sie eingesteckt und von innen mit je einem Tröpfchen Sekundenkleber fixiert.

Klarlack

Noch einmal reinige ich die Karosserie wie oben beschrieben gründlich. Ich lasse sie wieder von meinem Helferlein halten, diesmal nicht in der Lackierkabine, sondern frei stehend, damit ich mich mit der Sprühdose freier drumrum bewegen kann.
Ich könnte auch wieder die Pistole nehmen, dachte dann aber, dass der Umgang mit der Dose hierfür einfacher ist. Den Vergleich kenne ich noch nicht, aber Klarlackieren mit Dose geht prima.
Die Umgebung muss großzügig abgedeckt werden, in einem Radius von zwei Metern hatte ich ordentlich viel Klarlackstaub weg zu wischen.
Meine Wahl fiel auf Hochglanzklarlack von Nigrin. Wichtig ist bei der Wahl vor allem, ob sich der Klarlack mit dem Farblack verträgt. Ich hatte Acrylfarblack, auf der Dose steht, dass das passe. Und es passt.
Eine 400 ml - Dose für 5,50 Euro war jetzt nach der sechsten Karosserie alle.
Eigentlich soll man die Lackierfläche erst leicht einnebeln und eine Weile (ab halbe Stunde) antrocknen lassen.
Das macht auch Sinn, wie ich an meinen ersten Versuchen sah, als Dekor durch dicken Lack angegriffen wurde und sogar Farbe aus dem unter dem Farblack liegendem Kunststoff herausgelöst und durchgezogen wurde.
Klarlacke sind laut Expertenaussagen sehr verschieden aggressiv. Der Nigrin gehört wohl zu den kräftigen Varianten.
In meinem Fall wollte ich aber durchaus den Lack wieder mit angelöst haben. Ich wünschte, dass der Farbverlauf noch weicher und Farbsprenkel verwischt werden würden. Deswegen lackierte ich gleich in einem Durchgang die volle Portion.
Dazu hält man brav einen Abstand von 30 cm ein und sprüht kreuzweise in ständiger Bewegung, den Sprühstrahl beobachtend. Wo sich die Lackfläche spiegelnd zusammen zieht, ist genug Lack.
Direkt nach dem Lackieren sieht die Oberfläche meist noch leicht wellig aus (bei richtiger Orangenhaut war es zu wenig Lack, bei Tropfenbildung zu viel), sie zieht sich in den nächsten Minuten von alleine glatt.

Und so sieht das Projekt jetzt aus:


Scheibe und Fahrereinsatz

Die alte Glasscheibe muss einfach nur mit der Dremel zurecht geschnitten werden, die Kanten schön glatt geschliffen.
Der Fahrereinsatz wird in mit Pinsel angemalt, genug Farbreste habe ich von meinen Karosserielackierungen übrig.
Jede Farbe muss erst trocknen, bevor die nächste kommt. Den weißen Grund musste ich sogar doppelt bemalen, bevor er ausreichend deckte. In der Fotoreihe fehlt die letzte Phase, wo der Fahrer silbernen Gurt und Handschuhe bekam.

Endmontage

Scheibe und Fahrereinsatz klebe ich mit Sekundenkleber ein. Für gute Belüftung beim Trocknen ist zu sorgen, da die Scheibe sonst von Kleberdämpfen trübe wird.
Die fertige Karosserie kam bei mir auf ein Bühlerchassis der ersten Generation.

Fertig!


In der Galerie könnt Ihr das Auto von allen Seiten sehen.

Letzte Änderung: 20.10.2004